Haus Aspel
Ein stiller und geduldiger Ort, die Kraft von Jahrhunderten ist ihm bis heute treu geblieben, man spürt sie, wenn man da ist. Da Sein ist ein wesentliches Merkmal, das es in unserer Zeit zu schützen gilt. Ein immenser Druck des Momentes erzeugt eine Flüchtigkeit, aus einem Apfelstrudel wird ein Zeitstrudel.
Dieses Haus steckt voller Geschichten, hier wurden Menschen erzogen, manchmal auch verzogen, gepflegt und betreut, ein gut gemeintes Kümmern seiner jeweiligen Zeit fand hier seinen Platz. Als sich unser Sozialwesen formierte, dem Ich ein helfendes Wir zur Seite stehen sollte, waren es die kirchlichen Strukturen und ihre 10 Gebote, die den Anfang schufen, um einen Umgang mit den existentiellen Ängsten der Menschen zu leben. Wir leben in einer aufgeklärten Zeit, wir wissen täglich mehr und dennoch ist es unserem Vertrauen noch nicht gelungen, sich dieser Moderne bedingungslos zu fügen.
Aspel war auch immer ein Ort der Wissenschaft und des Gottvertrauens, nie dort immer da - und Glaubwürdigkeit verband das eine mit dem anderen. Diese Orte wurden von Menschen geprägt, deren stillen Kräfte sich in den Höhen und Tiefen ihrer kontinuierlichen Tätigkeiten widerspiegelten. Diese Menschen werden weniger, ihre Idee der Stille und des Einfachen packt die Koffer, keiner bemerkt es, der Moment ist unaufmerksam, eine zuversichtliche Vorstellungskraft ist der Flüchtigkeit gewichen.
Um diese Orte zu retten, braucht es Koordination, Kooperation, politische und wirtschaftliche Allianzen, die Kunst und den Mut, die Jugend zu begeistern, mit der Erfahrung von Gestern, der Kraft, Sinnlichkeit und Vielfalt von Heute, um diese reizvolle Begeisterung für Morgen zu skizzieren, zu denken und fühlbar zu entwerfen. Diese Orte nennen wir ab heute Begeisterungsmanufakturen, das Kümmern braucht eine neue Gründlichkeit und Verantwortung. Wir finden sie in der Wirtschaft, Politik, Kunst, Gesellschaft, in uns — eine Kultur der Begegnung und des Daseins.
Stefan Reichmann, Haldern Pop