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Jan. 03, 2025

Liedgut – Folge 65

Liedgut ist wie ein Korken, der mit einem leisen Knall die Türen zum neuen Jahr aufstößt. In unserer …

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Jan. 01, 2025

Frohes neues Jahr.

Hier unser Festival Trailer 2025 Nummer 1 In der Küche brennt noch Licht.A Light is still on in the …

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von Stefan Reichmann

Gestern trifft Morgen - und das heute

Gestern trifft Morgen - und das heute
Einleitung Datt Blatt 2020

Beim virtuellen Vagabundieren stolpere ich gerne über kleine und große Geschichten, Vierzeiler von Heinz Erhardt, „Das Leben kommt auf alle Fälle aus einer Zelle, doch manchmal endet es auch bei Strolchen in einer solchen.“ Trainer Streich vom SC Freiburg in einer Pressekonferenz, wie ihn ein junger Journalist mit dem Begriff „Mega Performance“ überrollt und er spitzbübisch mit „geworked“ kontert. Passend zu dieser Situation gesellt sich „Super Mario“ Adorf in seinem grandiosen Monolog mit Baby Schimmerlos, dass er ihn so zuscheißen würde mit seiner Kohle, dass er irgendwann mürbe werde und er gar nicht anders könnte, als das zu tun, was er von ihm verlange. Letztendlich lande ich bei Loriots „Ich will hier nur sitzen“, wie ein kleines Fazit von allem, grandios und kein Wort zu viel.

Das Leben steckt zwischen den Dingen und nicht in ihnen, was uns die schwärmende Revolution des zugänglichen Einzelnen am Beispiel GameStop gerade elektrisierend unterbreiten durfte.

Es ist die Zeit, wo einem wenig zu viel wird. Das durch Abstand relevante Jahr liegt hinter und eine bedrohlich wirkende Stille vor uns, jetzt braucht es den gründlichen Mut, das Vertrauen wieder zu erlangen.

Von uns zu erzählen hat was Therapierendes, soll aufrecht erhalten, antreiben und Lebendigkeit erzeugen, um zu existieren und jedes Jahr aufs Neue umgraben zu wollen. „Das sind wir zwischen dem Spaten und den Bratkartoffeln, machen wir was daraus.“

Wir gehen die Dinge in diesem zeitversetzten DATT BLATT mal chronologisch an, „Gestern trifft Morgen - und das heute“ ... erzählt von all dem Stolpern, Ausprobieren und Spekulieren, von den Ernüchterungen, den wunderbaren Momenten und vielversprechenden Ereignissen dieser Zeit. Vielleicht erkennt man hier und da auch ein zuversichtliches Aufblitzen, dass sich da noch etwas hoffnungsvoll im Gebälk des Zukünftigen versteckt, eine Zeitreise durch dick und dünn.

Mein Name ist Stefan Reichmann, ich bin geblieben, habe viel beobachtet, mir gemerkt und vielleicht sogar eine kleine, dörfliche Wissenschaft über das Gehen, Bleiben und Wiederkommen erfahren dürfen. Ein Studium der Kräfte, des Fleisses und der Zuverlässigkeiten im Dorf, die im Stande sind, Dinge zu bauen, zu beleben und auf traditionsreichen Grund zu setzen. Mit der Gastfreundschaft locken wir uns die anderen, die anderswo Gegangenen, die mit den Fliegen im Gesicht, Suchende, die wir bei uns finden lassen. Die Santa Maria ist unser Haldern Pop, der Atlantik unser Alltag und immer wieder zurück finden unser Ziel.

Auf dem Land und in der Welt, beides steht Kopf.

Nochmals zur kurzen Erklärung, wir haben nicht die Natur geplündert, um ein endliches Geschäftsmodell zu vollziehen, sondern es geht um Beschäftigung, Gestaltung von Lebensraum und das Knüpfen von Beziehungen. Maximal knietief wird umgegraben und gewachsen ist ein mehrwertiger Musik-Organismus für unseren Ort und die Region. Ein Hochseehafen für all diejenigen, die uns gerne Geschichten in ihren Farben, Stoffen und Tönen erzählen wollen. Eine Idee von Teilnahme und Austausch, das Verstehen des anderen im Dialog zum eigenen, generations- und genreübergreifend.

Wir veranstalten Festivals und Tourneen, sowie einzelne Konzerte in unserer Bar, veröffentlichen Musik auf unserem eigenen Label und verkaufen diese und andere auch bei uns im Plattenladen im Dorf.

Die Art zu Reisen entspricht der Dringlichkeit und Konsistenz unserer sozialen Skulptur Haldern Pop.

Einiges von dem macht Pause, wir sind betroffen aber noch nicht erschossen.

Haldern ist ein Dorf am unteren Niederrhein, mit einer fast 1000jährigen Geschichte, einem Kloster, fetten Wiesen, drei Kirchen und einem Dorfbrunnen.

Hier tummeln sich Bäcker:innen, Musiker:innen, Engländer:innen, Bäuerinnen und Bauern, Fotografen:innen, Syrer:innen und viele andere Menschen. Sie alle haben miteinander zu tun, wir sind uns nicht egal. Napoleon, Adenauer und Patti Smith kamen vorbei,
wir lagen am Weg.

In Haldern kann man auch teilnehmen, am Sport, bei den Landfrauen:männern, der Feuerwehr, im Schützenverein oder bei den Theaterfreunden. Institutionen und Handwerk sind reichlich vorhanden und seit fast 40 Jahren gibt es auch ein Popkonsortium (kein Verein, das wollte man nie sein) - das Grundgesetz, gesunder Menschenverstand und pralle Lust auf Popmusik sollten reichen.

Unser kulturelles Leben ist selbstbestimmt, unabhängig und wirtschaftlich immer am Rande des Abgrunds, ein echtes Abenteuer.

Jetzt gerade werden wir mit einer noch nie da gewesenen Krise konfrontiert. Stillstand. Das, was uns im Kern immer ausgemacht hat, Menschen füreinander zu begeistern und sie zu verbinden, ist mitunter nun gefährlich, wir verstehen das. Unser autodidaktisches Kulturverständnis vor Ort und ihr Wert für unsere Dorfgemeinschaft, erlaubt sich, zuversichtlich gestimmt zu sein. Die Hierarchien der Dringlichkeiten dieser Tage sind uns bewusst, um unser Problem entsprechend einzusortieren.

Um in diesen Tagen das Richtige zu tun, helfen uns die Wissenschaftler und Krisenmanager. Um unseren kleinen Pop Organismus durch diese viralen Untiefen zu navigieren, helfen gute Ideen, es vorsichtig zu tun, unseren Optimismus zu stärken und unseren Geist zu wahren.

Unsere Energie und Lust muss raus, sie will blühen und gedeihen, wir schreiben ein Tagebuch, erzählen von dieser Zeit, mal nachdenklich, nie wissenschaftlich aber zumindest an unserem Fluss des Dorfes zur jetzigen Zeit.

Im entscheidenden Augenblick wollen wir wieder da sein, mit kleinen, hoffentlich nicht lebensgefährlichen Blessuren, aber mit genügend Energie und Neugier.

Mit Hilfe der Musik wurden schon viele spannende Menschen und ihre Geschichten in unser Dorf gespült, sie haben es verändert, wach gehalten und den jungen Menschen bei uns eine Perspektive des Bleibens oder Wiederkehrens offenbart. Munter weiter gehen, mitspielen und Hocker bereit halten, uns weiter fließen lassen.

Stefan Reichmann