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Feb. 07, 2025 Label

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Jan. 03, 2025

Liedgut – Folge 65

Liedgut ist wie ein Korken, der mit einem leisen Knall die Türen zum neuen Jahr aufstößt. In unserer …

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Jan. 01, 2025

Frohes neues Jahr.

Hier unser Festival Trailer 2025 Nummer 1 In der Küche brennt noch Licht.A Light is still on in the …

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von Stefan Reichmann

Diese modische Brille hielt ein Heftpflaster funktional.

Diese modische Brille hielt ein Heftpflaster funktional.
(Aus datt blatt 2023, 40. Haldern Pop Festival)

Es war ein regnerischer Montag 1983, Ende August in Essen Steele, ein richtiges Sauwetter. Der Unterricht bei Herrn Sawatzki in der Schriftsetzerklasse des ersten Lehrjahres hatte bereits vor 15 Minuten begonnen, als es kurz klopfte und ohne Aufforderung eine komplett mit Regensachen ausgestattete Person, samt Helm, klatschnass die Klasse betrat.

Es war ein Er, sein Helm wurde auf die Fensterbank gelegt und die feuchten Klamotten auf die Heizung. Das Entkleiden und Drapieren dauerte, Herr Sawatzki lauerte stumm auf eine Erklärung, alles war still. Er nahm seine beschlagende modische Brille von der Nase, die mit einem Heftpflaster am Bügel geflickt war und wunderte sich der starrenden Ruhe im Raum. Der Lehrer fragte verkrampft unaufgeregt nach dem Grund seiner Verspätung, Joachim Radeckis Antwort, also Er, war kurz und schmerzlos: “Man solle doch bitte mal aus dem Fenster schauen und sich freuen, dass er überhaupt gekommen sei.“ Das gefiel mir, seine unverschämt direkte Art machte mich aufmerksam und so sollte es eine aufregende Freundschaft werden, Netzwerken würde man heute sagen, das kannte ich aber noch nicht, eine Begegnung der dritten Art wäre passender.

In der ersten Pause tauschten wir unsere Interessen, bisherigen Taten und dann die Telefonnummern aus, stellten fest das Pop Konzerte veranstalten unser gemeinsames Hobby war und eine anekdotenreiche Geschichte nahm ihren Lauf.

Joachim tat es in Dinslaken und einige Brocken hatte er schon in den Jägerhof und die Stadthalle gelotst, viel wichtiger allerdings war sein Kontaktefundus in Sachen Ton- und Lichttechnik. Wir in Haldern hatten die ersten Partys auf dem Reitplatz ausgerichtet und hatten kaum einen Plan dieser neuen Dimension, aber der nächste Schritt sollte unbedingt mit Livebands geschehen. Wir brauchten eine Bühne, große Ton- und Lichtanlagen, die Aufregung war groß und Joachim wusste Rat. „Es gibt da einen Typen in Mülheim, der ist fix, unkompliziert und ähnlich ungeduldig wie du.“ Er gab mir die Telefonnummer von Dirk Schmidt-Enzmann, heute Media Spectrum, ein weiter und erfolgreicher Weg nahm auf dem Reitplatz in Haldern seinen Anfang.

Das erste Telefonat war ein Wortinferno der Möglichkeiten, alles kann und auf jeden Fall wäre er der richtige und zufälligerweise hätte er in der kommenden Woche auch einen Tag der offenen Tür in Mülheim Styrum. Dirk hatte Ideen aber noch keine Bühne, das Dach könnte er bauen das Podest sollten wir dann selber basteln und genauso wurde es dann auch umgesetzt. Ihr findet ein Bild auf den Seiten 4/5 der ersten „Meinstage“, diese liebevoll zusammen geschusterte Empore aus Gerüsten, Schalbrettern, T-Masten, kleinen Brettchen und Pressspanplatten. Hätte keinem Sturm standgehalten, trug aber Perspektive in allen vier Ecken. Die Quersparren waren mal ein Dachstuhl aus der Klosterstrasse, die bekamen wir vom Dorfschreiner, weil wir ihm halfen, das alte Haus zu zerlegen. Wir waren viele, Geld hatten wir nur wenig. Das Dorf wurde fleissig und fruchtbar, so sollte es weiter gehen.

In den Folgejahren spezialisierte sich Joachim auf T-Shirts und unsere ersten im Jahr 1988 waren dann auch direkt seitenverkehrt, da Siebdruck ein Direktdruckverfahren ist, Herr Sawatzki aber meistens über indirekte Druckpraktiken sinnierte. Die Radecki-Jahre sind ein sehr unterhaltsamer Teil unserer langen Geschichte und Dirk Schmidt-Enzmann hat bis heute nicht aufgehört, bei uns Bühnen zu bauen und immer ein bisschen mehr Ton und Licht in diese zu hängen. Wir wurden gemeinsam besser, haben bis heute keinen Vertrag. Diese gemeinsamen Jahre waren und sind ein wichtiger Anker, dass es uns niemals um die Ohren geflogen ist, dieses Festival mit all seinen Untiefen, Höhepunkten und ereignisreichen Momenten.

Das Beste ist das gewachsene beidseitige Vertrauen, das wir noch heute sehr pflegen und schätzen, was unser unternehmerisches Denken geprägt hat und viele Freundschaften entstehen ließ. 40 gemeinsame Jahre sind eine lange Zeit. Vielen Dank Media Spectrum, vielen lieben Dank Dirk.

Stefan Reichmann, Haldern Pop

(Foto: Conny Lehmann)