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Feb. 07, 2025 Label

Liedgut – Folge 66

Liedgut ist eine Küche für Begegnungen – mit Musik, Gesprächen und Ideen. In der 66. Folge blicken w …

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Jan. 03, 2025

Liedgut – Folge 65

Liedgut ist wie ein Korken, der mit einem leisen Knall die Türen zum neuen Jahr aufstößt. In unserer …

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Jan. 01, 2025

Frohes neues Jahr.

Hier unser Festival Trailer 2025 Nummer 1 In der Küche brennt noch Licht.A Light is still on in the …

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von Stefan Reichmann

Da sein.

Da sein.
(Vorwort datt blatt 2023)

Wie fing das denn damals an und was war genau der Grund? Wie kam es zu diesen ersten vierzig Jahren des Haldern Pop Festivals, das zu Anfang noch das Halderner Open Air hieß? Eine klassische Jubiläumsfrage, die jeder einzelne von uns mit eigenen Geschichten beantworten kann. Weit weg von dem, was uns gerade wirklich beschäftigt.

Die Tage rasen, die Termine drängen und die Stromschnellen unserer Zeit rütteln und schütteln uns, dass wird sich wohl nie ändern. Diese Unbedarftheit hält uns auch den Größenwahn vom Leib, erklärt unsere Verspieltheit und belässt liebgewonnene Kleinigkeiten an Ort und Stelle, im Dorf und auf dem Küchentisch.

Schaut man jetzt in den Garten hinter der Bar, könnte man denken, dass Gustav kurz vor seiner Reise nach Fulda, New York soll es dann ein anderes mal werden, doch noch den Rasen gemäht hätte. Am Morgen danach steht alles in goldgelber Blüte, der ganze Garten, gut dass unsere Kinder es uns gleich machen, nicht immer funktionieren und es einfach mal geschehen lassen.

Gerade braut sich was zusammen, damit meine ich das Wetter und nicht diesen Text, hier drehe ich mich im Kreis wie ein Politiker, dem auch nichts zu 60 Jahren gesetzlicher Krankenversicherung einfallen will. Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Das alles ist passiert, fängt einer an zu erzählen, kommt das andere von selbst. So soll das bleiben, sprecht mit uns und zuhören wollen wir auch.

Das aber sollte doch noch Erwähnung finden, auch wenn wir uns wiederholen, das tut die Musik ja auch mal ganz gerne. Vor einer Woche lief ich durch die Berge, sammelte Eindrücke von wunderbaren Landschaften, sprudelnden Bächen und duftenden Gräsern, dachte an wenig und glitt, wie mit einem Schlitten, ins Tal obwohl es bergauf ging. Kein Rätsel, eine fantastische Begegnung von Philosophie und Physik, ein versteckter Hinweis, es mal laufen zu lassen, mit dem Kopf und nicht mit dem Korb zu wandern, zu reden, zu lesen und das Gemüt zu bezaubern. Es ist wie mit dem Wasser, es tritt wieder zu Tage, zu anderen Zeiten, an anderen Orten und es wird wunderbar.

Als wir Anfang der 80er Jahre vor die Tore unseres Dorfes zogen, um laut und lebendig zu sein, lag die ferne Zukunft noch im Nebel der Erwachsenen, wir widmeten unsere junge Energie dem Moment. Zum großen Glück waren wir viele und die dörfliche Gesellschaft wollte sehen was passiert, man lief nicht davon, bewegte sich einher. Ein jeder weiss, dass aus dem „man“ ein „ich“ und aus der Starre ein bisschen „Wir“ werden kann. Ein bisschen kann mehr und auch weniger sein, mal ein Pfannkuchen oder ein Festival, in der Summe aber außerordentlich unbewegend. Um dieser vielfältigen, dörflichen Gemeinsamkeit Ausdruck zu verleihen, brauchen wir unsere Gastfreundschaft, brauchen wir die Stadt und den Rest der Welt.

Das die Zukunft klein sein wird, mussten wir lernen, deswegen widmen wir unsere Arbeit, Wanderung oder auch Spektakel dem Kleinen, Nahen und dem Wenigen. Vielleicht ist diese wiedererlangte Überschaubarkeit der besondere, wertschätzende Aspekt dieser ungewöhnlichen Zeit. Solange wir drin vorkommen, noch keine Zahlen geworden sind und dem Windkanal der allgemeinen Erwartungen entgleiten, ist es das ganz normale Leben. Wenn einem alles zu groß wird, kann einem weniger viel bedeuten. Nähe wärmt und die liebevolle Kleinigkeit hängt selten ferner, als unsere Arme lang sind.

Hollywood manifestiert das Ideal, dramatisiert den einen großen Traum und der Rest soll wissen, was oben und unten ist. Amerika, das Land der fantastischen Geschichten. Diesem wunderbaren Land und anderen zu großen Ländern und seinen Menschen drücken wir in diesen Tagen ganz feste die Daumen. Das Wort klein wird an Bedeutung gewinnen, auch bei uns, ohne Drama aber vor jeder Tür.

Im Gottvertrauen unserer Eltern und Großeltern fanden wir unsere Zuversicht und den Glauben, etwas auf die Beine und Bühne stellen zu können, um für etwas Gemeinsames zu begeistern und einfach loszugehen. Der Zweifel kam mit, soufflierte hier und da, dosierte Tempo und Wahnsinn, formte unsere Dankbarkeit und rieb sich gerne die Augen. Nichts ist mehr selbstverständlich aber auch nichts unmöglich.

Wir sind da und freuen uns auf euch.

Stefan Reichmann, Haldern Pop
am 19. Juli 2023